Gerade Schüler und Studierende haben bei solchen Dingen die Kunst des Übertreibens perfektioniert.
Lisa Koscielniak
Alles dreht sich meist um die Prüfungsphasen, aber die Zeit davor ist natürlich auch nicht zu vernachlässigen – obwohl es dann auch meist um die Prüfungen geht, wenn wir mal ganz ehrlich sind-. Ein großer Teil des Lebens eines Abiturienten oder Prüflings spielt sich vor oder nach den Prüfungen ab. Deshalb möchte ich auch nochmal einen Blick auf diese Zeiten werfen.
Bevor es mit den Prüfungen losgeht, kann man noch ganz gut entspannen. Vielleicht mit einem Buch auf dem Sofa oder auch bei einem Serienmarathon. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, die man jetzt noch ausnutzen kann und auch sollte. In der Prüfungsphase wird man seine Zeit wahrscheinlich eher weniger für Freizeitaktivitäten nutzen. Doch auch schon jetzt, Monate bevor es überhaupt soweit ist, machen die Lehrenden klar, dass die Klausuren nicht einfach werden. Der altbekannte Prüfungsdruck fängt schon jetzt an sich aufzubauen. Das können Lehrende besonders gut: Druck aufbauen. Selbst, wenn sie einen aufbauen wollen, dann schaffen sie das nicht so wirklich. Wenn sie schon anfangen mit: Ich will euch ja keine Angst machen, aber…”, oder “ihr solltet wissen, dass…”, oder aber auch “um zu bestehen, solltet ihr…”, dann wisst ihr, dass ihr danach sehr wohl Angst haben werdet. Es ist fast immer so. Ich kann mich noch gut an unsere erste Informationsveranstaltung im dualen Studium erinnern. Uns wurden Statistiken gezeigt und es wurde mehrmals betont, dass man lernen und vor- und nacharbeiten muss, um zu bestehen. Wenn wir das machen, dann sind wir außer Gefahr. Man wollte uns hier beruhigen und aufmuntern. Man wollte uns zeigen, dass wir das Studium schaffen können. Ich bin mir sehr sicher, dass man den Druck auf uns vermindern wollte. Hat nur leider nicht funktioniert. Wir waren verunsichert durch die Statistiken und schon durch die Wörter Vor- und Nacharbeiten gestresst. Gut, vielleicht übertreibe ich es jetzt etwas, aber so ähnlich war es schon. Und solche Situationen gab es natürlich auch vorher in der Schule.
Nun sind die ersten Veranstaltungen vorbei und der Unterricht beginnt. Es tritt aber vielleicht der Fall ein, dass man nicht alles versteht. Das kann ja immer mal vorkommen. Leichte Panik schleicht sich ein. Aber vielleicht kommt diese Thema je nicht in der Klausur vor? „Das müssen Sie für das Abitur/die Prüfungen können!“, jetzt wird es noch schlimmer. Man kann sich nicht um das jeweilige Thema herummogeln. Schade aber auch. Die Freizeit wird sich jetzt wahrscheinlich schon minimieren. Macht man nun Gebrauch von Nachhilfe oder arbeitet man das Thema selbstständig auf? Egal für was man sich entschiedet, dieses schleichende, ungute Gefühl begleitet einen die komplette Zeit bis zu den Prüfungen. Wie ein Ohrwurm sind da die ganze Zeit diese Fragen: Ob ich die Prüfung schaffen kann? Habe ich das Thema jetzt verstanden? Sollte ich jetzt schon anfangen zu lernen? Was wird mich erwarten? Schon vor den Prüfungen macht sich also eine gewisse Nervosität unter den Schülern breit. Nun ja, zumindest unter denen, die nicht zu der Gruppe der Stoiker gehören und dem Ganzen mit dieser faszinierenden Ruhe begegnen.
Ich kann also aus Erfahrung sagen, dass die Zeit vor den Prüfungen ähnlich schlimm ist, wie die Zeit in den Prüfungen. Vielleicht sogar teilweise noch schlimmer, weil man sich total verrückt macht. Lehrende oder auch Hausaufgaben schaffen es immer wieder einem zu zeigen, dass man noch nicht alles kann und noch viel Übung benötigt. Zubombardiert mit Aufgaben aus allen möglichen Fächern, kann man da schon mal in Schweiß ausbrechen. Doch (und da werden mir sicherlich die meisten Schüler zustimmen) man schafft es im Endeffekt immer und wird rechtzeitig mit allem fertig. Ob es nun Pauken für eine Arbeit ist oder Hausaufgaben machen. Gerade Schüler und Studierende haben bei solchen Dingen die Kunst des Übertreibens perfektioniert. Wir können uns richtig gut verrückt machen. Erst beschwert man sich die ganze Zeit und am Ende ist man viel schneller fertig als gedacht. Aber natürlich gibt man es dann nicht zu. Ich selbst bin auch Profi in solchen Dingen. Erstmal Panik vor den Aufgaben und sich mit anderen darüber beschweren und dann am Ende feststellen, dass es einfacher war als gedacht. Diese ganze Aufregung ist also meist ziemlich unnötig. Den Stress könnte man sich sparen.
Doch wie könnte man nun diese Zeit vor den Prüfungen zusammenfassen? Ich würde sie als eine Zeit beschreiben, die man sich viel schlimmer vorstellt oder viel schlimmer macht, als sie eigentlich ist. Eigentlich ist es eine schöne Zeit, die auch noch viel Freizeit übrig lässt. Da kann auch der Prüfungsdruck nichts dran ändern! Auch, wenn man es häufig nicht zugibt, ist diese Zeit meist sehr angenehm und vergeht viel zu schnell. Also an alle zukünftigen Prüflinge da draußen: Macht euch nicht so verrückt! Ihr könnt das!
© Lisa Koscielniak and Lisas Gedankenbutze