Wissenschaftlichkeit im Praktikum

Wenn man ein duales Studium absolviert, dann muss nicht nur in den Theoriephasen, sondern auch in den Praxisphasen für eine gewisse Wissenschaftlichkeit gesorgt werden. Ohne Hochschulkram geht es nun mal nicht. An sich auch durchaus nachvollziehbar. Immerhin ist es ein Studium. Es müssen Prüfungen abgelegt werden und Credit Points gesammelt werden. Das bringt aber leider auch so einige Probleme mit sich…

Wir haben innerhalb unserer Praktika Aufgaben von der Hochschule zu erledigen. Das sind meist um die drei Berichte, die benotet werden. Wie bereits erwähnt, verstehe ich auch, warum das gemacht wird, aber leider leidet die Praxis dadurch. Menschen, die lernen und Prüfungen absolvieren, neigen dazu sich selbst verrückt zu machen. Ich habe bisher nur wenige Menschen kennengelernt, die ruhig geblieben sind. Meistens macht man sich unnötig viele Sorgen und wird durch jede kleine Neuigkeit verunsichert. Das kenne ich selbst nur allzu gut. Man kann sich noch so sicher mit seiner Klausur oder seinem Bericht sein, aber wenn dann irgendwelche neuen Informationen kommen und du das nicht so gemacht hast, dann bist du verunsichert und machst dich verrückt.

Worauf ich hinaus will, ist Folgendes: Wir schreiben in diesem Praktikum drei Berichte, die an die momentane Situation angepasst wurden. Das ist auch ganz gut gelungen. Jetzt startet man ins Praktikum und macht sich bereits erste Gedanken über den Aufbau und den Inhalt der Berichte. Man fängt an zu planen und zu schreiben. Die Gedanken drehen sich um die Berichte. Immerhin werden diese benotet und man kann auch durchfallen. Das erhöht den Druck und man will alles möglichst gut erledigen. Wäre doch gelacht, wenn man durch so einen Bericht durchfällt! Nun ist der erste Bericht fertig und man setzt sich an den nächsten. Oder etwas doch nicht?

Neue Informationen kommen und man hat ein paar Dinge nicht beachtet. Also zurück zum ersten Bericht und korrigieren. Eine Weile später werden Fragen beantwortet, die ein neues Licht auf die Aufgabenstellung werfen. Jetzt kann schon mal Panik ausbrechen. Habe ich das jetzt richtig verstanden? Muss ich jetzt noch was ändern? Das ist ein furchtbares Gefühl. Die Gedanken kehren immer zu dem Problembericht zurück und man kann nicht damit abschließen. Da ist diese Angst, dass man etwas falsch verstanden oder vergessen hat. Egal, wie zufrieden man vorher war, jetzt ist man verunsichert. Und dieses Gefühl wird bis zur Abgabe bleiben. Dann verdrängt man es und erinnert sich erst wieder daran, wenn die Noten veröffentlicht werden. Und dann bricht der Angstschweiß aus. Hat es gereicht? Habe ich bestanden? Das nenne ich ein nervenaufreibendes Praktikum.

Ist euch etwas aufgefallen? Im Praktikum ging es nur um die Berichte. Die Gedanken kreisen ständig um das Schreiben und Korrigieren von diesen und man hat kaum etwas anderes im Kopf. Damit wäre die wissenschaftliche Seite wohl mehr als erfüllt. Aber was ist mit der praktischen Seite? Mit dem Kennenlernen von Abläufen, mit dem Integrieren in die Teams und mit dem Mitarbeiten und Unterstützen? Das kommt leider etwas zu kurz. Ich habe immer versucht viel bei den Teams zu sein, bei denen ich eingesetzt war, aber selbst dann kreisen die Gedanken um die Berichte. Das ist furchtbar nervig. Ich glaube man könnte sehr viel mehr lernen, wenn man einfach nur mitarbeiten würde, aber dann wäre es wieder nicht wissenschaftlich. Eine Zwickmühle. Und eine ziemlich doofe noch dazu. Es ist nur meine Meinung und vielleicht sehen einige das anders, aber ich denke, dass die Wissenschaftlichkeit das Praktikum kaputt macht. Man kann sich gar nicht richtig auf die Mitarbeit konzentrieren und man hat kaum eine Chance sich wirklich richtig in die Teams zu integrieren. Das ist sehr schade.

Manchmal habe ich deshalb etwas Angst vor dem Beginn meines Berufslebens. Wenn ich meinen Abschluss schaffe und irgendwo eingesetzt werde, dann weiß ich nicht, ob mir die Erfahrungen aus den vergangenen Praxisphasen helfen werden. Ich will jetzt nicht zu schwarzmalerisch sein. Ich habe einige Erfahrungen gemacht und ich kann sicherlich auch einiges davon verwenden. Bei der reinen Arbeit, werde ich aber wohl erstmal aufgeschmissen sein. Das ist natürlich auch normal, wenn man irgendwo neu anfängt, aber eigentlich bereitet man sich im Studium ja auf die späteren beruflichen Tätigkeiten vor. Ich bin sehr gespannt, inwieweit ich auf die berufliche Seite vorbereitet sein werde, wenn ich meinen Abschluss schaffe. Ich kann meinem Teamleiter oder meiner Teamleiterin dann ja mal einen Bericht darüber schreiben…

© Lisa Koscielniak and Lisas Gedankenbutze

Veröffentlicht von LisaK

Autorin und Bloggerin

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