Kapitel 2
Der Anfang unserer Reise verlief ohne Zwischenfälle. Die See war ruhig und das Wetter spielte ebenfalls mit. Es war schon recht warm für Mitte März. Der Wind drückte gegen unser Segel und ließ uns schnell vorwärts kommen. Die warmen Sonnenstrahlen spiegelten sich auf der Meeresoberfläche und das helle Licht brannte in meinen Augen. Nur ab und zu schob sich eine Wolke vor die Sonne und ich konnte meine Augen wieder etwas entspannen. Zwischendurch begleiteten uns sogar ein paar Delfine. Immer wieder sprangen sie fröhlich aus dem Wasser und sie schafften es sogar einem meiner Offiziere eine kleine Dusche zu verpassen. Das hat die Atmosphäre an Deck auf jeden Fall etwas entspannt. Seit wir losgefahren waren, war meine Crew sehr still und angespannt. Sie waren nicht wirklich von der Idee begeistert, freiwillig durch das Bermudadreieck zu segeln. Es hatte mich einiges an Überzeugungskraft und eine Gehaltserhöhung gekostet, um sie zu überzeugen.
Schlussendlich hatten sie sich alle überzeugen lassen. Und nun waren wir hier auf offener See. Jetzt gab es kein zurück mehr. Obwohl sie gezögert hatten, würde ich keine andere Crew haben wollen. Es waren kluge und vor allem starke Männer, mit denen ich von Anfang an unterwegs war. Die Nacht brach herein, aber die Umgebung wurde von den strahlenden Sternen erhellt. Dadurch fiel die Orientierung auf See leichter und wir näherten uns schnell unserem Ziel. Da die Reise bisher so gut geklappt hatte, gönnte ich mir und dem Hauptteil meiner Crew eine kleine Pause. Im Gebiet des Bermudadreiecks wäre eine Pause wahrscheinlich auch nicht mehr möglich gewesen. Ich wollte, dass vorher alle ausgeruht waren.
Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen hatte, aber ich wurde von dem Klang einer Glocke geweckt. DING! DING! DING! Pause. DING! DING! DING! Wir wurden angegriffen! Rasend schnell flitzte ich aus meiner Kabine und schnappte mir meinen Säbel. Auf dem Weg an Deck nahm ich bereits Kampfgeräusche wahr. Als ich endlich oben angekommen war, erkannte ich, wer uns da mitten in der Nacht angriff: Piraten! Das hatte mir noch gefehlt. Ohne zu zögern, warf ich mich ins Getümmel und stellte mich den Piraten!
“Hey! Du musst nicht so viel gestikulieren, sonst verschüttest du gleich noch deinen Kaffee!”, mein Sohn zog meine Tasse ein Stück von mir weg, “das nennt man lebendiges Erzählen!”, entgegnete ich. “Ist doch auch egal, erzähl weiter! Die Piraten, was ist mit denen?”, fragte Sarah ungeduldig, “gut, gut, also…”
Es war eine lange und harte Schlacht, aber wir konnten uns gegen die Piraten behaupten. Wir waren jedoch so mit dem Kampf beschäftigt, dass wir nicht gemerkt hatten, dass wir bereits die Grenze zum Bermudadreieck überquert hatten. Um uns herum wurde es immer dunkler. Immer mehr Wolken schoben sich vor die Sterne und nahmen uns die Sicht. In der Ferne hörte man bereits lautes Donnergrollen und Blitze schossen durch die Nacht. Die Piraten beschlossen in diesem Moment wohl, dass wir es nicht wert waren, weiter bekämpft zu werden und zogen sich auf ihr Schiff zurück. Das Gewitter kam immer näher und es fing an stark zu stürmen. Der Wind wirbelte die Wellen auf und die Schiffe schwankten gefährlich.
Es donnerte so laut, dass ich mich nur noch schreiend mit meiner Crew unterhalten konnte, die das Schiff und seinen Inhalt in Windeseile auf das Schlimmste vorbereitete. Dann schlug unweit unseres Schiffes ein Blitz ein – mitten in das Schiff der Piraten. Es begann sofort lichterloh zu brennen. Ich beobachtete wie eine ziemlich große Welle das Feuer löschte, aber danach konnte ich das Schiff nicht mehr sehen. Die Wellen mussten es verschlungen haben. Kein Wunder. Wir selbst hatten auch sehr mit den Wellen zu kämpfen und wir brannten nicht. Unser Schiff wurde nur so von den Wassermassen herumgewirbelt und ich hatte bereits vollkommen die Orientierung verloren. Ob uns das gleiche Schicksal wie die Piraten ereilen würde?
Fortsetzung folgt…
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Drittes Kapitel
© Lisa Koscielniak and Lisas Gedankenbutze