Poetry Slam Text: Missverständnisse

Poetry Slam Text: Missverständnisse, gelesen von Lisa Koscielniak

Ich habe das Gefühl, dass die Menschen manchmal gar nicht richtig zuhören. Vielleicht wollen sie auch manchmal nicht richtig zuhören oder hören nur das, was sie hören wollen. Wer weiß das schon? Es läuft immer mehr online ab. An einem Ort, an dem man sich weder sehen, noch hören kann. Ist es da nicht umso wichtiger richtig zuzuhören oder eben in diesem Fall richtig zu lesen?

Worauf ich hinauswill, ist, dass Missverständnisse unglaublich schnell entstehen. Es muss nur ein Satz falsch formuliert sein, man muss nur einmal gedanklich etwas abwesend sein und schon wird man falsch verstanden. Ich tendiere momentan dazu meine Texte mindestens ein weiteres Mal durchzulesen, um solche Missverständnisse zu vermeiden. Das führt immer nur zu Ärger. Aber es gibt eben auch Momente, in denen man nicht ganz bei der Sache ist und schon hat man den Salat.

Ich bin sicher, dass jeder solche Situationen kennt. Außerdem bin ich mir sicher, dass diese Missverständnisse immer unbeabsichtigt waren und man selbst sich ziemlich erschreckt hat, wenn dann eine unerwartet genervte oder gar böse Antwort zurückkommt. Vielleicht hat man einen falschen Smiley gesetzt, vielleicht ein Ausrufezeichen und keinen Punkt benutzt oder man hat nicht so reagiert, wie der Gegenüber es erwartet hat. Die Möglichkeiten sind groß.

Schon steht man schlecht da und die Unterhaltung kippt. Hätte man sich gegenüber gestanden, dann wäre das vielleicht nicht passiert. Ich will jetzt nicht die online Kommunikation schlecht machen. Nein, ich will nur diese Eigenart von ihr hervorheben. Diese überaus nervige kleine Eigenart, die einen gerne in Bedrängnis bringt. Natürlich kann genau diese Art von Missverständnis auch im persönlichen Kontakt vorkommen. Alles, was ich hier sage, gilt in gewisser Weise genauso für Missverständnisse, die entstehen, wenn man sich gegenüber steht. Mein Gefühl sagt mir nur, dass es online häufiger vorkommt.

Ich schreibe selbst sehr viel. Gerade weil ich nicht der geselligste Mensch bin und gerne für mich bleibe. Vielleicht beschäftigt mich dieses Thema auch deshalb so. Warum entstehen diese Missverständnisse überhaupt? Meistens ist es doch zwischen Personen, die sich zumindest etwas besser kennen.

Ich bin ganz ehrlich, ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, auch wenn ich es gerne wissen würde. Vielleicht deutet man geschriebene Nachrichten eher falsch. Vielleicht legt man es auch manchmal darauf an etwas falsch zu verstehen oder man hat einfach nur einen schlechten oder sehr emotionalen Tag. Aber warum? Warum, verdammt? Sollte man sich nicht gut genug kennen, um die Worte des anderen richtig deuten zu können, auch wenn sie nur geschrieben sind? Sollte man sich nicht gut genug kennen, um zu wissen, dass es nicht böse oder gemein gemeint war? Das frage ich mich immer wieder.

Ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist, aber keines der Missverständnisse, die durch mich mal entstanden sind, waren böse gemeint. Sie wurden mir aber meist so ausgelegt. Ich frage mich, warum? Die Antwort kommt und man korrigiert sich schnell, weil man merkt, dass da gerade etwas gewaltig schief läuft. Warum ist das nötig?

Ich wüsste nur zu gern die Antwort darauf. Bei dem Versuch eine Lösung zu finden, habe ich mir Folgendes überlegt: Der Mensch ist ein emotionales Wesen. Er hat Fehler und ist nie perfekt. Man hat immer mal einen schlechten Tag oder ist mal nicht so aufmerksam. Das kommt vor. Das ist normal. So sind es wohl auch die Missverständnisse. Daran glaube ich. Der Mensch ist ein gutes Wesen und kein böses. Es steht in dem meisten Fällen keine verletzende Absicht hinter dem, was er so von sich gibt. Er ist eben etwas eigen. Missverständnisse sind nervig, aber menschlich. Sie kommen wohl immer vor. Damit muss ich mich wohl abfinden. Aber ich habe mir vorgenommen zweimal nachzudenken, bevor ich vielleicht falsch auf eine Nachricht reagiere. Vielleicht hilft das ja…

© Lisa Koscielniak and Lisas Gedankenbutze

Veröffentlicht von LisaK

Autorin und Bloggerin

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