Kennt ihr das, wenn ihr gerade irgendwo seid und etwas passiert, dass euch etwas über euch selbst erkennen lässt? Etwas, das euch bisher gar nicht so bewusst war? Quasi ein Moment der Klarheit? Ich hatte bisher noch nicht sehr viele solcher Momente, aber die, die ich hatte, waren sehr einprägsam. Falls ihr euch noch nicht so gut vorstellen könnt, was ich meine, hier ein kleines Beispiel: Ihr geht irgendwo hin und redet mit jemandem und diese Person sagt oder macht etwas, das euch total umhaut. Aus dem, was diese Person gemacht hat, schließt ihr etwas für euch, erkennt etwas.
Jetzt, wo ich das so schreibe, hört es sich immer noch ziemlich kryptisch an. Ich versuche es mal mit einem Beispiel, das mir selbst passiert ist. Ihr wisst vielleicht, dass ich gerne singe. Ich war sehr lange Zeit im Chor und in einer Kirchenband und konnte während dieser Zeit ein wenig trainieren. Ich dachte immer, dass ich wenigstens durchschnittlich gut bin und Töne ganz gut treffen kann. Mein Selbstvertrauen war recht hoch, was das anging. Wie naiv von mir.
Ich habe einmal ein paar Lieder mit meinem Onkel und seiner Frau aufgenommen. Nur so aus Spaß für eine kleine Familien Aktion. In diesem Moment ist es mir klar geworden. Mit einem Schlag. Ich stand da, vor dem Mikrofon und wusste es auf einmal. Ich kann nicht von mir behaupten, das ich gut singen kann. Das kann ich nämlich nicht. Ich bin noch so weit davon entfernt.
Meine Stimme war so leise, so schwach. Die Töne zu treffen, fiel mir schwer. Bei einem Lied, von dem ich dachte, das ich es singen könnte, konnte ich am Anfang keinen einzigen Ton treffen. Keinen einzigen. Wie ernüchternd. Auf der Aufnahme konnte ich so viele Fehler hören. Wie unangenehm. Ich musste ganz nah am Mikrophon stehen, damit man mich überhaupt gehört hat. Dabei dachte ich immer, dass ich eine laute Stimme hätte. Habe ich aber gar nicht. Ich war so leise. Das ärgert mich heute noch, obwohl dieser Tag, als ich das erkannt habe, schon etwas länger zurück liegt.
Ich kann singen. Das kann jeder. Aber ich kann nicht mit gutem Gewissen behaupten, dass ich gut singen kann. Das geht wohl zu weit. Ich ertappe mich allerdings dabei, wie ich das manchmal noch sage. Im Nachhinein bereue ich es. An den meisten Tagen empfinde ich meine Stimme nicht als gut. Das ärgert mich so sehr, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. In mir drin ist eine gewisse Sehnsucht. Ich will das ändern. So gerne. Ich will mehr. Besser singen. Ich will behaupten können, gut singen zu können. Diese Tage gibt es immer wieder, an denen ich an nichts anderes denken kann.
Deshalb lässt mich dieser Moment der Erkenntnis wohl nicht los. Es ist das beste Beispiel, das ich euch momentan geben kann. Und es beschäftigt mich enorm. Es tut gut, darüber zu schreiben. Das befreit irgendwie. Ich fühle mich etwas besser. Und gleichzeitig ärgert es mich jetzt noch mehr. Ich weiß, wie ich diese… nennen wir es mal Herausforderung… bewältigen kann. Ich weiß es schon länger, aber ich bin nicht in Aktion getreten. Ärgerlich…
Die Musik auf der einen und das Schreiben auf der anderen Seite sind zwei so wundervolle Dinge. Ich liebe beides. Das habe ich schon immer. Kreativität. Was gibt es schöneres? Ich kann stundenlang vor meinem Laptop sitzen und schreiben. Gut, irgendwann hat man ziemlich starke Schmerzen in den Handgelenken, aber das ich egal. Ich kann auch stundenlang singen oder auch einfach nur der Musik lauschen. Was für schöne Beschäftigungen.
Habt ihr auch manchmal solche Momente und lassen die euch auch nicht mehr los?
© Lisa Koscielniak and Lisas Gedankenbutze