Wenn die Geister rufen

Kapitel 15: Feuer und Asche

Wenn die Geister rufen – Kapitel 15: Feuer und Asche, gelesen von Lisa Koscielniak

Ich wachte durch die Sonne auf, die mir ins Gesicht schien. MĂĽde blinzelte ich ihr entgegen. Ich fĂĽhlte mich wie gerädert. Das war alles doch anstrengender gewesen, als ich gedacht hatte. Langsam setzte ich mich auf und sah mich im Raum um. Flo war nicht mehr da. Mein Magen knurrte. Nach all der Aufregung war ich jetzt noch hungriger als sonst. Schnell machte ich mich auf den Weg in die KĂĽche. Dort herrschte bereits reger Betrieb. Flo befand sich ebenfalls in der KĂĽche und winkte mir zu, als er mich sah. “Hier, ich hab dir auch FrĂĽhstĂĽck gemacht”, sagte er, als ich mich gesetzt hatte und schob einen vollen Teller zu mir rĂĽber.

“Danke”, sagte ich ĂĽberrascht. Mein Magen knurrte wieder. Das sah lecker aus. Während wir aĂźen, gesellte sich Pete zu uns. “Ihr seht ja mĂĽde aus”, meinte er schmunzelnd. “Das hat aber nichts mit der Geschichte von damals zu tun oder?”, fragte er dann ernst nach. Ich warf einen kurzen Blick zu Flo und antwortete dann: “Nein. Damit haben wir abgeschlossen. Du hattest recht. Es ist längst verjährt und wir sollten die Geister der Vergangenheit ruhen lassen.” Er wirkte ĂĽberrascht, aber zufrieden. “Sehr gut”, sagte er schlieĂźlich und nickte uns noch einmal zu, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.

“Ich wĂĽrde gerne nochmal auf den Dachboden. Nachsehen, ob die Geister immer noch da sind oder ob sie jetzt frei sind”, flĂĽsterte ich Flo zu, als wir aufgegessen hatten. “Klar”, erwiderte er und wir machten uns auf den Weg. “Hörst du was?”, fragte Flo als wir auf dem Dachboden angekommen waren. “Nein nichts”, entgegnete ich und ging ein wenig umher. Kein FlĂĽstern. Keine leisen Stimmen. Auch nachdem einige Minuten verstrichen waren. Ich war erleichtert. “Ich höre immer noch kein FlĂĽstern. Sie sind anscheinend weg”, sagte ich dann lächelnd zu Flo. “Dann sind sie jetzt hoffentlich endlich frei”, antwortete er. Ich nickte und wir verlieĂźen den Dachboden wieder.

Aus irgendeinem Grund zog es uns in den Garten und wir spazierten zu der Stelle, an der sich immer noch das Zeichen befand. Es war kaum noch zu sehen und wurde immer blasser. Bald wĂĽrde es keine Anzeichen mehr darauf geben, was hier in der gestrigen Nacht vorgefallen ist. “Endlich ist es vorbei”, flĂĽsterte ich. “Noch nicht ganz”, sagte plötzlich jemand hinter uns. Wir drehten uns um. Marienne stand dort mit ihrem Butler und beide waren beladen mit Kartons. “Lasst uns dieses Zeug hier verbrennen. Das ist schon längst fällig. Dann kommt niemand mehr in die Versuchung, in den BĂĽchern zu lesen und sich an schwarzer Magie zu versuchen”, erklärte sie. “Gute Idee”, sagte Flo und ich nickte zustimmend.

Wir stapelten alles aus dem kleinen Kellerraum auf einem Haufen in einem Bereich des Gartens, der mit Steinen bedeckt war und zündeten den Haufen dann an. Es dauerte nicht lange, dann stand er in hell leuchtenden Flammen. Der Anblick der Flammen erinnerte mich an den Teufelsdämon. Flo drückte meine Hand. Er dachte wohl dasselbe. Schweigend sahen wir den Kartons und ihrem Inhalt dabei zu, wie sie zu Asche wurden. Es war für uns alle eine Art Abschluss. Die Sache war damit erledigt. Zu den Akten gelegt und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Eine leise Stimme in mir drin bereute es, dass all die Bücher verbrannt waren. Immerhin wusste ich jetzt, dass es Dämonen wirklich gab. Dass es so etwas wie Magie wirklich gab und ich ja irgendwie auch Teil von dieser unbekannten Welt war. Es schmerzte einen Teil in mir drin, dem nicht weiter nachgehen zu können. Aber es war besser so. Das war alles viel zu gefährlich. Ich wollte es schnellstmöglich vergessen und mich darauf konzentrieren, mir hier mit meinem Vater ein neues Leben aufzubauen. Das würde schon schwer genug werden.

© Lisa Koscielniak and Lisas Gedankenbutze

Veröffentlicht von LisaK

Autorin und Bloggerin

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