Kapitel 4 – Idee
“Wie ist dein erster Eindruck von der Schule?”, fragte Flo mich auf dem Rückweg. “Naja, es ist halt ne normale Schule. Sie ist größer, als ich gedacht hatte. Beim Essen in der Mensa hatte ich schon echt wenig Erwartungen, aber die wurden noch deutlich unterboten. Mein Magen beschwert sich immer noch über diese undefinierbare Pampe. Ansonsten entspricht eigentlich alles meinen Erwartungen. Langweilige Fächer und viele Hausaufgaben. Typisch Schule eben…”, überlegte ich.
“Verstehe. Unser Klassenlehrer ist aber eigentlich ganz in Ordnung. Da gibt es ein paar schlimmere Lehrkräfte”, meinte Flo. “Noch schlimmer?”, fragte ich und er lachte. “Aber ja. Wir haben noch Glück gehabt!” Ich seufzte. “Ich würde gerne was vernünftiges lernen”, sagte ich dann nach einer Weile. “Was denn? Steuerrecht?”, fragte er grinsend. “Nein, ich meine…”, ich zögerte. Ich wusste nicht, wie Flo auf meine Neugier reagieren würde.
“Du meinst den ganzen Dämonenkram, oder?”, fragte er dann und gab damit selbst die Antwort. “Ja”, gab ich zu und sah vorsichtig zu ihm herüber. “Das verstehe ich schon. Zu wissen, dass solche Wesen existieren, macht einen neugierig. Aber es ist einfach zu gefährlich. Man weiß nicht, mit welchen Mächten man da spielt und welche bösen Wesen man damit auf den Plan ruft. Ich denke, wir sollten einfach versuchen, es zu vergessen”, erwiderte er überraschend verständnisvoll. “Ich kann es nicht vergessen. Ich habe es versucht. Es funktioniert nicht. Ich kann inzwischen kaum noch an etwas anderes denken. Es lässt mich einfach nicht mehr los und ich weiß nicht, warum”, erklärte ich.
“Liegt das vielleicht an dem, was der Dämon gesagt hat? Dass er dafür gesorgt hat, dass es dich gibt und so?”, hakte Flo nach. Er hatte Recht. Kaum hatte er es ausgesprochen, war es klar. Natürlich. Tief in meinem Innern war das der Grund für meine Neugier. Dämonenmagie hatte dafür gesorgt, dass es mich gab. Was bedeutete das für mich? “Ich frage mich, ob das irgendwelche Auswirkungen hat”, sagte ich schließlich. “Du machst dir Sorgen”, sprach Flo meine Gefühle direkt an. Er kannte mich inzwischen sehr gut. “Ja. Dieser Dämon hat meine Mutter geholt. Er kann nicht mehr nach Clair Manor, aber vielleicht hier her. In die Schule oder so. Vielleicht…”, ich konnte es nicht aussprechen.
Flo schwieg eine Weile. “Vielleicht sollten wir uns doch ein wenig erkundigen. Nur für den Fall”, meinte er dann. “Aber wo? Die Bücher sind doch alle verbrannt”, seufzte ich. “Ja, die Bücher von Marienne schon”, sagte er, griff nach meiner Hand und zog mich zurück Richtung Innenstadt. “Wo gehen wir denn hin?”, fragte ich. “In die Bibliothek”, sagte er überzeugt. “Was wollen wir denn da? Als ob da die Bücher sind, die wir brauchen”, überlegte ich verwirrt. “Vertrau mir einfach. Anderdorf ist alt. Wir haben einige echt alte Bücher in der Bibliothek. Wenn wir die Bibliothekarin überzeugen können, lässt sie uns vielleicht in den hinteren Teil der Bibliothek, wo die alle stehen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass da auch Themen bei sind, die uns weiterbringen”, erklärte er.
Ich war mir da nicht so sicher. Einen Versuch war es allerdings wert. Auch, wenn ich nicht so richtig daran glaubte, dass wir fündig werden würden, hoffte ich darauf. Nach einer Weile wurde Flo langsamer. “Was meinst du wohl, wo Marienne all die Bücher her hatte?”, sagte er dann und zeigte auf den Laden vor uns. “Darf ich vorstellen. Die Stadtbibliothek.” Das Gebäude wirkte von außen recht klein. In den Schaufenstern lagen die verschiedensten Bücher auf kleinen Haufen und rundherum war alles herbstlich dekoriert. Als wir den Laden betraten, ertönte eine leise Klingel. Der Duft von alten Büchern schlug mir entgegen und vor mir erstreckten sich lange Reihen mit Bücherregalen. Das Gebäude war doch größer als gedacht.
© Lisa Koscielniak and Lisas Gedankenbutze
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Kapitel 5