Ist das Zuhören das neue Lesen?

books between headphones

Wenn ich mit anderen ins Gespräch komme und das Thema auf meine Autorentätigkeit fällt, werde ich fast immer danach gefragt, ob es auch ein Hörbuch von meinen Romanen gibt. Wenn ich dann sage, dass dem nicht so ist, sind die Bücher schnell uninteressant. Ich habe das Gefühl, dass den Menschen um mich herum immer mehr die Zeit zum Lesen fehlt. Es reicht geradeso noch für ein Hörspiel oder ein Hörbuch am Abend oder auf der Autofahrt. Mehr ist nicht mehr drin.

Ich muss an dieser Stelle allerdings zugeben, dass es bei mir nicht anders ist. Seit ich unter die Schreibenden gegangen bin, nehme ich mir selbst zu wenig Zeit, um andere Bücher zu lesen. Die Leseliste ist lang und verstaubt. Das ärgert mich immer wieder, ich habe es aber bislang nicht geschafft, etwas daran zu ändern. In unserer schnelllebigen Welt ist wohl das Hören das neue Lesen. Es fehlt dabei zwar der einzigartige Geruch eines neuen Buches und das wundervolle Geräusch der Seiten, wenn man diese umblättert, aber man kann trotzdem in andere Welten eintauchen. Dann verzichtet man auch mal auf den Rest.

Ich bin mit Hörspielen groß geworden. Dadurch ist es schon fast ein innerer Zwang für mich, mir abends ein solches anzumachen. Mit Stille einzuschlafen, ist ungewohnt. Irgendwann wurden aus Hörspielen schließlich Hörbücher und die waren dann so spannend, dass ich kaum einschlafen konnte. Die Geschichten sind aber meist auch unglaublich gut eingelesen. Das hilft dem Buch dann natürlich sehr. Ich bewundere die Synchronsprecher, die die Bücher und Hörspiel einlesen. Es ist unglaublich faszinierend, wie sie den Geschichten Leben einhauchen können. Sie gleichen den ‚Buchfaktor‘ ganz gut aus.

Gute Beispiele sind Klassiker wie zum Beispiel ‚Harry Potter und der Stein der Weisen‘. Die ganze Harry Potter Reihe wurde von Rufus Beck eingelesen und er spricht es so verdammt gut. Oder auch ‚Der Schrecksenmeister‚ von Walter Moers. Das Buch wurde von einer meiner Lieblingsstimmen eingelesen: Andreas Fröhlich. Oder – um nochmal ein Hörspiel zwischenzuschieben – die Gutenachtgeschichten von ‚Opa Dracula‚. Diese Reihe habe ich als Kind geliebt und höre sie auch jetzt noch gern. Da haben wir dann auch gleich eine weitere Lieblingsstimme von mir: Wolfgang Völz.

Ich könnte noch sehr lange so weitermachen. Es gibt so viele talentierte Autoren*innen und Synchronsprecher*innen da draußen, die wundervolle Werke geschrieben und eingesprochen haben. Zum Glück gibt es ja durch Audible und ähnliche Anbieter, die Möglichkeit sich durch all diese wundervollen Hörbücher durchzuhören. Wenn man schon nicht die Zeit zum Lesen findet, kann man dann wenigstens zuhören. Trotzdem möchte ich wirklich versuchen, wieder mehr zu lesen. Ein gesunder Mix aus Hören und Lesen wäre doch ganz gut. Mal sehen, ob ich das schaffe…

Bleibt noch eine Frage: Was ist mit euch? Hören oder Lesen?

© Lisa Koscielniak and Lisas Gedankenbutze

Veröffentlicht von LisaK

Autorin und Bloggerin

2 Kommentare zu „Ist das Zuhören das neue Lesen?

  1. Meine Antwort ist ganz eindeutig: Lesen! – Auch bei mir ist es so, dass ich im Alltag viel zu wenig Zeit zum Lesen finde, zu erschöpft dazu bin. Allerdings ist diese Erschöpfung auch zum aufmerksamen Hören zu groß. Also macht es insoweit keinen großen Unterschied. –

    Den Unterschied macht freilich, was Bücher, gedruckte Bücher, ausmachen und was Du in Deinem Beitrag hier andeutungsweise beschrieben hast. Außerdem gibt es viele Hörbücher nur in verkürzter Fassung.

    Beim Lesen kann ich überdies viel stärker in eine Geschichte eintauchen, die Bilder, die in mir entstehen, haben Zeit, sich zu entwickeln. Und diese Zeit ist für mich eine Zeit des Erlebens und Genießens, die ich sonst und etwa beim Hören, nicht so empfinde, nicht so intensiv, so eindringlich.

    Viele liebe Grüße an Dich, liebe Lisa. 💚🙂

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