Ich frage mich, warum Erwachsensein so schwer ist. Ob ich mich jemals wirklich erwachsen fühlen werde. Ehrlich sagen kann, dass ich es bin. Erwachsen. Ich weiß ja nicht einmal, ob ich das wirklich will. Es hat sich wenig in meinen Gedankengängen geändert, seit ich das letzte Mal über dieses Thema geschrieben habe. Jetzt sind wir schon ein paar Steuererklärungen und Monate in der Berufswelt weiter. Ich bin im Inneren immer noch ein Kind. Eine Träumerin. Vor allem letzteres. Aus ganzem Herzen. Ich träume meistens lieber, als die Dinge in die Tat umzusetzen. Verstecke mich lieber, bleibe geduckt und im Schatten. Ist einfacher. Macht aber vieles schwerer. Der Schatten ist schon so groß, dass ich kaum noch drüber springen kann.
Ich nehme mir normalerweise nichts für neue Jahre vor. Das war nie nötig. Zumindest habe ich selbst es nie als wichtig empfunden. Das ändere ich jetzt. Wo ich mich doch sonst schon so selten auf Neues einlasse. Eine meiner großen, persönlichen Baustellen. Da wird es wohl mal Zeit. Leider weiß ich bereits, wo ich das hier schreibe, dass es schwierig werden wird, das auch durchzuziehen. Mein großer Schatten grinst mich schon jetzt schadenfreudig und wissend an. Naja, sonst wäre es ja auch zu einfach. Dann müsste ich es mir ja gar nicht erst vornehmen. Ich will über diesen verdammten Schatten springen. Ins Licht treten. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung machen. Nicht nur Träumerin sein, sondern die Träume auch verwirklichen. Dinge durchziehen. Nicht nur drüber nachdenken. Mich nicht immer nur hinter diesem Schatten verstecken, der sich vor mir aufgebaut hat. Mauern einreißen. Mutiger werden.
Etwas in mir sagt mir, dass ich mir etwas Konkreteres vornehmen sollte. Dass es zu grob formuliert ist. Es zu leicht ist, sich herauszuwinden. Für den Anfang möchte ich es aber so versuchen. Gerade, weil es momentan so schwierig ist, die Zukunft einzuschätzen. Und vielleicht auch, weil ich genau weiß, dass es mir schwer fallen wird. Ich lasse es einfach mal auf mich zukommen und schaue, was passiert. Das alles niederzuschreiben motiviert mich, verunsichert mich aber auch. Denn jetzt ist es geschrieben. Jetzt habe ich es mir vorgenommen. Jetzt muss ich auch – wenigstens in kleinen Schritten – in diese Richtung gehen.
Also gut! Dann starten wir mal frohen Mutes und mit einem Lächeln in das Jahr 2022 und schauen mal, was es so mit sich bringt…
© Lisa Koscielniak and Lisas Gedankenbutze